Autarkes Haus – Kann man in Deutschland ein autarkes Haus bauen

Ein autarkes Haus muss nicht immer eine Blockhütte sein
Natürlich, man könnte ein autarkes Haus bauen, ohne einen Gedanken an Technik zu verschwenden. Denn schließlich handelt es sich dabei um die Umsetzung des ältesten Wohnprinzips, der Holzhütte in der Einsamkeit. Das Wasser kommt aus in einem autrkem Haus aus dem Bach oder Brunnen. Für das „Geschäft“ gibt’s ein „Häuschen“ wie früher ohne Kanalisation. Der Kamin im energieautarkem Haus wird mit rundherum gefällten Bäumen befeuert. Die Nahrung wächst im eigenen Garten und auf Koppeln. Die Stromerzeugung erfolgt für den wer ihn braucht im eigenen Blockhaizkraftwerk.
Auch ein solches Haus wäre im Wortsinn autark. Aber im Sinne dieses Ratgebers sind damit nur Häuser gemeint, in denen man auf dem Niveau von 2018 leben kann, bloß ohne dass Leitungen/Rohre zum Haus oder aus diesem heraus führen.
Wie kann ich meinen Strom selbst erzeugen
Wenn es etwas gibt, von dem in Zukunft die Verbräuche eher steigen werden, dann Strom. Der Vorteil: Bei einem normalen autarken Einfamilienhaus gibt es bereits alles, was man benötigt, fertig zu kaufen. Der Nachteil ist, dass dabei auf mehrere Systeme gesetzt werden muss. Der durchschnittliche Stromverbrauch bei einem Vierpersonenhaushalt liegt bei etwa 5000kW/h. Auf diese Weise ist es kaum zu bewältigen.
- Grundlage ist eine Photovoltaik-Anlage. Allerdings eine wirklich umfangreiche. Denn davon ausgehend, dass pro PV-Quadratmeter jährlich in unseren Breiten rund 100kW/h Spitzenleistung erzeugt werden, benötigt es davon mindestens 50m². Gut: Durch eine Gesetzesänderung sind die Abgaben für solche Eigenversorgungsanlagen nun geringer.
- Der erzeugte Strom ist allerdings für die Nacht und Schlechtwetterperioden zu bunkern. Dies geschieht in Form spezieller Batterien. Preislich noch akzeptable Geräte speichern zwar „nur“ etwa 10kW/h, das reicht allerdings einen ganzen Tag.
- Eine Kraft-Wärme-Kopplungseinheit sorgt in Verbindung mit einer Scheitholz-, Hackschnitzel- oder der komfortableren Pelletheizung. Aus der Verbrennungswärme wird dabei auch Strom erzeugt. Genug für den wolkigsten Wintertag.
Praxistipp: Stromverbrauch von Elektrogräten richtig berechnen
Mit diesem Dreigestirn lässt sich auch ein zeitgenössischer Energieverbrauch handeln, ohne dass die Bewohner sich ungewohnt einschränken müssen.
Was ist autarke Wasserversorgung
121 Liter Wasser braucht der Durchschnittsdeutsche an einem einzigen Tag. Und in der Regel kommt das alles von außen ins Haus. Beim autarken Haus ist es auf andere Art zu besorgen.
- Hauptquelle ist ein Brunnen. Solange er sich nicht um ein Wasserschutzgebiet handelt, ist die Beantragung relativ einfach. Schwieriger ist jedoch, wie tief lokal wirklich die Grundwasseradern verlaufen und wie hoch dementsprechend der Bohr-Aufwand ist.
- Um das Wasser auf Trinkwasserqualität zu bringen, werden Filter benötigt. Zudem ist eine Pumpeinheit für das Wasser erforderlich um das kühle und saubere Nass ins Haus zu bekommen.
- Damit der Brunnen nicht über Gebühr belastet wird, werden sämtliche Regenrinnen des Hauses mit zentralen Auffangbehältern verbunden, um daraus beispielsweise die Toilettenspülung zu speisen.
Tatsächlich funktioniert die Kombination beider Lösungen in den meisten Regionen Deutschlands sehr gut, allerdings sollte definitiv der Wasserverbrauch schon deshalb gesenkt werden, damit das Gleichgewicht der Reserven erhalten bleibt.
Wie kann ich autark heizen
Ein großer Teil der Haus-Beheizung wird schon durch die Kraft-Wärme-Kopplung sichergestellt. Allerdings sollte das im autarken Haus nicht die einzige Lösung sein. Schon um sich auch von Brennmaterial unabhängiger zu machen.
- Solarthermie ist das Mittel der Wahl. Denn darüber kann nicht nur die reine Beheizung des Hauses betriebskostenlos sichergestellt werden, sondern auch die des Wassers. Von den etablierten Systemen dieser Technik sollte jedoch beim autarken Haus das effizienteste zum Einsatz gelangen, der Vakuumröhrenkollektor. Doch auch sein Wirkungsgrad entbindet das Haus nicht davon, umfangreich gedämmt zu werden.
- Einzelne Öfen für Holzscheite, Hackschnitzel oder Pellets in jedem Raum unterstützen die Wärme, es sollten aber wiederum Systeme gewählt werden, die an den Kreislauf der Heizung angeschlossen werden.
- Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kann als ergänzender Faktor zum Einsatz kommen, insbesondere wenn sie mit Bypass ausgestattet ist und somit bei großer Hitze das Gebäudeinnere auch kühlen kann.
Damit wird selbst im kältesten Winter das Haus immer auf Wohlfühltemperatur sein. Der einzige echte Nachteil, der bei einem vollautarken Haus entstehen könnte, ist folgender: Jedes Haus hat naturgemäß nur eine begrenzte Dachfläche. Um sowohl Photovoltaik wie Solarthermie in den benötigten Mengen zu integrieren, wird es also notwendig sein, auch die Fassade bzw. Nebengebäude und Freiflächen zu bedecken. Allerdings sind das Einzelfallentscheidungen.
Wie macht man ein Haus mit dem Abwasser autark
Was durch den Ausguss in der Küche, der Dusche oder Toilette läuft, muss auch abgeleitet werden. Und hier kommt die einzige echte Hürde dieses Artikels ins Spiel – nicht mal eine technische, sondern rechtliche. Der sogenannte Anschlusszwang, verankert in den landes- und kommunalrechtlichen Statuten jedes Bundeslandes. Und obwohl es zahllose Klagen dagegen gibt, sieht die Sachlage momentan so aus, dass man gezwungen wird, das Haus an die Kanalisation anschließen zu lassen, selbst wenn man sie nicht nutzt.
Diese Nichtbenutzung wird, wenn man sich eine sogenannte Kleinkläranlage installieren lässt, auch tatsächlich der Fall sein. Und im Gegensatz zum Anschlusszwang legt einem hier der Gesetzgeber keine Hürden in den Weg, diese Systeme bedürfen nur einer einfachen Genehmigung. Ist diese erteilt, kann die gesamte Anlage unterirdisch installiert werden. Ohne tiefer auf die Funktionsweise einzugehen: Abwasser wird darin gesammelt, in flüssig und fest aufgeteilt. Die Flüssigkeit wird geklärt und in die Umwelt entlassen, die Feststoffe getrocknet und müssen durch einen Fachbetrieb entsorgt werden.
Wie in einem autarkem Haus Fernesehen und Telefonieren
Die bisherigen Punkte waren notwendig für das Leben im Haushalt. Doch nur Überleben ist natürlich nicht sonderlich angenehm, Fernsehen muss also her. Und das geht heutzutage auf zweierlei Arten:
- Per digitalem Antennensignal, dem sogenannten DVB-T2. Allerdings hat das Prinzip seine Nachteile: So sind aktuell „nur“ rund 40 öffentlich-rechtliche und private Sender zu empfangen. Zudem deckt der Empfangsbereich längst noch nicht ganz Deutschland ab und die Signale sind verschlüsselt und werden nur gegen Abo-pflichtige Dekodierung sichtbar.
- Per Satellitenfernsehen. Auch hier ist leider der Wandel schon vollzogen, nun sind auch die Signale aus dem All verschlüsselt und verlangen Abonnements. Dafür gibt es aber zumindest eine weitaus größere Zahl an Sendern und eine praktisch unbegrenzte Abdeckung in der ganzen Republik.
Beim Telefon sieht die Sachlage indes etwas schwieriger aus. Festnetzsysteme, die ohne Anschluss von außen funktionieren, gibt es schlicht nicht. Allerdings ist je nach Netz die Abdeckung für den Mobilfunk so gut, dass man problemlos ausweichen kann – und selbst viele „Haushalte an der Nabelschnur“ haben ja bereits kein Festnetztelefon mehr.
Internet in einem autarkem Haus
Bleibt die Technik, ohne die es heute in einem normalen Haushalt einfach nicht mehr geht – egal für welche Funktionen man sie einsetzt. Das Internet. Auch hier gibt es zwei primäre, dazu aber eine sekundäre Option:
- Dank der Verbreitung von UMTS, LTE und den noch zu erwartenden Netzen ist es durchaus möglich, den gesamten Internetverkehr über das Mobilfunknetz abzuwickeln. Dafür gibt es spezielle WLAN-Router, die mit einer SIM-Karte des Mobilfunkbetreibers bestückt werden.
- Wo das nicht möglich ist, kann Internet heute auch via Satellit empfangen werden. Dadurch, dass sich mehrere Anbieter etabliert haben, funktioniert das heute auch über die gleiche Schüssel, die zum TV-Empfang verwendet wird. Einziger echter Nachteil: Sat-Internet ist nach wie vor vergleichsweise teuer und vor allem ob der großen Sende- und Empfangsdistanzen ziemlich langsam. Das reicht zwar zum Surfen, aber wahrscheinlich nicht Streaming.
- (Diese Option steht absichtlich in Klammern, denn sie funktioniert nur unter sehr begrenzten Voraussetzungen. So wäre es natürlich möglich, sich mit einem „angeschlossenen“ Nachbarn kurzzuschließen und dessen WLAN-Signal, notfalls über Signalverstärker, in seinem Haus zu verwenden. Nicht sonderlich praktikabel, daher nur der Vollständigkeit halber erwähnt)
Und mit diesem sechsten Schritt ist es tatsächlich geschafft, das Haus ist autark. Wenn da nicht das verpflichtende Abwasserrohr wäre, könnte es so auf jedem beliebigen Flecken in Deutschland stehen und das Wohnen würde sich kaum anders anfühlen, als in einem „normalen“ Haus.
Fazit: Was braucht man für autarkes leben
Ein autarkes Haus ist durchaus möglich. Sie sollten auf jeden Fall an die Stromversorgung denken.Diese können Sie über eine Photovoltaikanlage für den eigenen Strombedarf auf jeden Fall decken. Weiter ist auf jeden Fall das frisch und Brauchwasser nicht zu vergessen. Die Frischwasserversorgung können Sie gegebenenfalls über eine Regenwasser auffangen Anlage sicherstellen. Das Brauchwasser können Sie je nach Verordnung auch in einer Versitzgrube entsorgen.
Wenn Sie Ihr autarkes Haus auch im Winter nutzen wollen dürfen Sie auf keinen Fall die Heizung vergessen. Diese können Sie über eine Solaranlage zum großen Teil speichern. sie sollten aber nicht vergessen, für den Fall, dass die Solaranlage nicht genügend Energie liefert auch über fossile Brennstoffe eine Zusatzheizung einzurichten.
In der heutigen Zeit ist es auch sehr wichtig dass man an die Telekommunikationsmittel angeschlossen ist hierzu bietet sich im Notfall eine Satellitenanlage für Fernsehen, Telefon und Internet an.
Wenn Sie Ihr autarkes Haus richtig planen und die Ausführung beobachten, werden Sie lange Freude an Ihrem Haus für sich alleine haben.
Beachten Sie bitte aber auch wenn Sie ein Haus fern abbauen wollen, dass sie einen wesentlich höheren Aufwand haben die Baumaterialien an den Ort zu bringen wo Ihr Traumhaus entstehen soll. Oftmals bietet sich der Bau eines echten Holzhauses an. Hier können Sie dann mit einer guten Ökobilanz ihr Traumhaus bauen.
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