Cleaning: Der neue Trend für glatte Optik
Von der Tuning-Werkstatt ins Eigenheim

- Die grifflose Küche
In den Einrichtungshäusern stehen sie bereits und sind ziemlich begehrt: Küchen, an deren Türen und Schubladen sich keine sichtbaren Griffe befinden. Nicht nur ein optischer Vorteil. Gerade wenn es hektisch zugeht, bleibt man oft genug an Griffen hängen, stößt sich manches Körperteil an.
Doch wie geht man bei einer Küche vor, bei der bereits Griffe installiert wurden? Es ist mit ein wenig Arbeit verbunden, lohnt sich aber:
- Die Türen bzw. Fronten der Schubladen werden abgeschraubt. Gleiches gilt für die Griffelemente und Scharniere. Man hat also nur noch ein Brett auf der Werkbank.
- An Ober- bzw. Unterseite der Schublade (dort, wo nach dem Einbau mehr Platz nach oben bzw. unten ist) und an der Griffseite der Tür (bei Hängeschränken am besten an der Tür-Unterseite) wird die schmale Kante mit einer nach hinten abfallenden 45° Gehrung versehen. Aber so, dass an der Front kein Materialweggenommen wird. Wer eine Oberfräse besitzt, kann diese Einbuchtung auch nur in einem zehn Zentimeter breiten Streifen realisieren. Das wird künftig der Griffbereich. Wo der Platz nicht ausreicht, können die Schubladen bzw. Türen an der Griffseite um Fingerbreite abgesägt werden, um eine Grifffuge entstehen zu lassen
- Mit Hilfe von Reparaturspachtel werden die vorhandenen Löcher der Griffelemente zugespachtelt.
Anschließend können die Türen und Schubladen entweder neu lackiert oder aber mit Folien auf einen neuen Look gebracht. Wichtig: In beiden Fällen muss auch die gesägte/gefräste Griffkante eine Abdeckung bekommen, weil hier meist Spanholz verwendet wird, das sonst im Alltag zerbröseln würde.

- Die cleane Leiste
Fußbodenleisten gehören als Abschluss und optischer Übergang zwischen Wand und Boden einfach dazu. Verzichten kann man auf sie in den seltensten Fällen – schon deshalb, weil es beim Tapezieren/Verputzen bzw. dem Verlegen von Böden dann auf extreme Präzision ankäme, die sich kaum rationell bewerkstelligen lässt. Und bei Dielen- und Teppichböden sind sowieso Dehnungsfugen zur Wand zu belassen, damit es bei Temperaturwechseln nicht zu Problemen (Wellenschlagen) kommt.
Doch zumindest die sichtbaren Nägel, welche bei den meisten die Leiste an der Wand halten, kann man vollständig eliminieren – und gleich auch etwaige Kabel. Allerdings braucht es dazu neue Leisten (die Alten zu verspachteln wäre unverhältnismäßiger Aufwand). Und dann hat man zwei Optionen für das unsichtbare Befestigen:
- Falls es nur um die Leiste geht, dahinter keine Kabel verlegt werden müssen, können sie mit Leistenkleber aus der Kartusche angebracht werden
- Sollen Kabel integriert werden, empfehlen sich Clip-Systeme. Diese werden an der Wand festgeschraubt, haben eine Kabelklammer integriert und die Leiste wird dann anschließend daran fest-geclipst.
Zudem sollte man darauf achten, „cleane“ Fußbodenleisten zu verwenden. Also solche, ohne dekorative Einfräsungen etc.
- Der schwebende Billy
Billy, das weltberühmte Regal aus dem schwedischen Möbelhaus (bzw. seine unzähligen Kopien) ist zwar ein schönes, einfaches Regal. Aber clean ist sein Look sicherlich nicht. Die schwere Nachricht vorweg: Billy muss ausziehen. Aber das, was ihn ausmacht, darf bleiben. Und als Ergebnis gibt es klare Regale, ohne störende Holzmassen links und rechts.
- Das Regal wird zerlegt, es verbleiben nur die Regalböden – nur um deren Nutzfläche dreht es sich ja.
- Man besorgt sich aus dem Baumarkt sogenannte Tablarträger. Und zwar genügend, sodass alle 20 Zentimeter Regalbreite eines montiert werden kann.
- Die schmale Rückseite des Regalbodens wird entsprechend der Durchmesser, Länge und Lage der Tablarträger mit einem Holzbohrer angebohrt – hier ist echte Präzision vonnöten, damit die Bohrung genau waagerecht verläuft.
- Die Tablarträger werden in gleicher Höhe an die Wand gedübelt.
Danach muss das Brett nur noch aufgeschoben und bei manchen Tablarträgern mit einer Madenschraube fixiert werden. Und natürlich funktioniert das Prinzip auch ohne Billy-Regal mit anderen Brettern.
- Tschüss, Lichtschalter
Ohne Schalter kein Licht. Ja, das ist eine Tatsache. Aber ebenso Tatsache ist auch, dass beinahe sämtliche designtechnischen Versuche, den Lichtschalter dezenter zu machen, nicht ganz ans Ziel gelangen – eine Wand, in der eben gar kein Schalter zu sehen ist. Selbst wenn man den Schalter in der gleichen Farbe anstreichen würde, wäre er ja noch immer da.
Eine Lösung wäre es natürlich, die gesamte Hauselektrik auf „Smart“ umzurüsten und die Lichtschaltung über Anwesenheitssensoren zu realisieren. Allerdings wäre das teuer. Als „Light-Version“ kämen natürlich auch WLAN-Schalter infrage. Doch es gibt auch eine DIY-Lösung für ganz normale Beleuchtungen, ohne Smart. Sie nennt sich, je nach Hersteller „Unsichtbarer Lichtschalter“, „Versteckter Lichtschalter“ oder „Berührungsloser Lichtschalter“. Doch das Prinzip ist immer gleich: Der reguläre Lichtschalter wird durch ein Element ersetzt, das anschließend über-tapeziert, -gestrichen oder -geputzt werden kann. Die Bedienung erfolgt über Sensoren, man muss nur die Hand an die Stelle halten. Und das Beste: Die Schalter können meist ganz genau so wie ein normaler Lichtschalter angeschlossen werden und passen in die vorhandenen Dosen.
- Innenraumtür-Minimalismus
Zimmertüren gehen nur in eine Richtung auf. Schon deshalb benötigen sie natürlich Griffe, um sie öffnen und schließen zu können – und ferner natürlich auch Schlösser. Doch ist das wirklich so? Muss man die Tür zwischen Wohnzimmer und Küche verriegeln können? Oder würde es eigentlich für den Alltag nicht reichen, wenn die Türen zu Bad und Gäste-WC auf diese Weise verschlossen werden könnten?
Wer die Logik dieser Frage versteht, ist vielleicht auch offen für die radikal cleane Lösung: Innenraumtüren, die weder Schloss noch Griff benötigen – weil sie in beide Richtungen schwingen. Tatsächlich ist der Umbau relativ einfach:
- Das Türblatt wird ausgehängt. Dann werden Griffe, Schlösser, Rosetten usw. entfernt. Gleiches gilt auch für die Scharniere im Rahmen.
- Die Kante im Türblatt, die verhindert, dass die Tür „in den Rahmen hinein“ öffnet, wird vorsichtig ausgesägt. Man bekommt ein Brett, das haargenau in den Rahmen passt und somit nach beiden Seiten öffnen kann.
- Es werden sogenannte Pendeltürbänder gekauft, mit dem Rahmen verschraubt.
- Das Türblatt wird gecleant. Dazu sollten in die Löcher für Griff und Schlüssel passende Holzstücke eingeschoben und von der Schmalseite des Blattes aus durch Schrauben fixiert werden. Anschließend werden alle Unebenheiten mit Holzspachtel geglättet.
- Mit Hilfe eines Exzenterschleifers wird die gesamte Tür mit 250er Sandpapier angeschliffen, damit der neue Farbauftrag gut hält.
- Per Pinsel, Rolle oder Lackierpistole bekommt die Tür einen neuen Lackauftrag.
Nachdem das Türblatt mindestens 24 Stunden durchtrocknen konnte, wird es dann an der Zeit, es mit den Pendeltürbändern zu verschrauben. Anschließend müssen diese noch korrekt eingestellt werden, damit die Tür immer wieder in „Nulllage“, sprich, genau mittig im Rahmen, zurückspringt.
Tipp
Wer sowieso für die nächste Zeit plant, Wände oder Böden im Haus neu zu verfliesen, sollte entweder auf besonders große Fliesen setzen oder aber überlegen, ob es möglich wäre, diese ganz ohne Fuge zu verlegen – das geht allerdings nicht auf entkoppelten Böden und bedingt relativ teure Fliesen, weil alle bis auf den Millimeter genau passende Abmessungen haben müssen. Allerdings bekommt man für diese Mühen auch einen wirklich unvergleichlich cleanen Look – und nebenbei viel weniger Ärger mit Fugen, die sich mit der Zeit verfärben.
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