Nach Starkregen und Flash-Floods: Die wichtigsten Prüf- und Behebungsschritte am Gebäude

Durch den Klimawandel ist kaum ein Immobilienbesitzer in Deutschland noch vor Flutereignissen sicher. Auch abseits von Bächen und Flüssen können durch Wolkenbrüche Keller volllaufen. Dann heißt es, den Schaden systematisch zu beheben und sich Gedanken zur Prävention machen. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wie man nach einem Starkregen ihr Haus wieder in Ordnung bekommt.

  1. Sicherheit geht vor

Steht das Wasser über den Steckdosen, ist der Keller nicht mehr sicher zu betreten. Auch wenn die Sicherungen ausgelöst haben, bleibt es ein gefährlicher Ort. Man wartet deshalb unbedingt so lange, bis die Feuerwehr oder ein amtlich bestellter Sachverständiger den Keller frei gegeben hat.

2. Leerpumpen

Die Feuerwehr übernimmt in den meisten Fällen auch das Leerpumpen. Es kann aber sein, dass man einige Zeit auf die Hilfskräfte warten muss. Nach der Freigabe des Kellers können die Arbeiten losgehen. Eine Schmutzwasserpumpe ist zu diesem Zweck ideal. Die Kanalisation ist bei diesen Wetterereignissen aber meistens überlastet. Die Abflüsse im Haus sind deshalb noch einige Zeit nicht verwendbar. Man leitet das Pumpwasser deshalb ins Freie.

3. Schaden begutachten und dokumentieren

Mit Fotos und Videoaufnahmen hält man die Schäden so gut wie möglich fest. Das kann später für die Regulierung mit der Versicherung wichtig sein. Übrigens: Wetterschäden sind nicht durch die Gebäude- oder Hausratversicherung abgedeckt! Wenn man sich gegen diese Ereignisse absichern will, ist eine Elementarschadenversicherung erforderlich. Diese ist als Upgrade zur Gebäude- und Hausratversicherung erhältlich. Die Höhe der Prämie richtet sich nach dem Standort Ihres Hauses. Je wahrscheinlicher das Gebäude von einem Hochwasser betroffen sein wird, desto teurer wird die Versicherung.

Lesen Sie auch:  Brunnenschaum – Abdichtung wasserführender Bauteile

4. Aufräumen

Holzwerkstoffe, Elektronik und Textilien, die im Hochwasser gelegen haben, sind in der Regel unrettbar verloren. Geschirr und Kunststoff lässt sich meistens wieder reinigen. Das Problem bei Hochwasser ist nicht nur die Feuchtigkeit selbst. Vor allem die mitgeführten Verunreinigungen wie Heizöl oder Fäkalien machen es so zerstörerisch. Deshalb sollte man alles dokumentieren, was in die Entsorgung geht. Die Versicherungen zahlen zwar nach Pauschalen, aber so ist man auf der sicheren Seite.

5. Bauschäden begutachten

Die Begutachtung der Bauschäden sollte durch einen Fachmann erfolgen. Er kann einschätzen, mit wie viel Aufwand ein Gebäude wieder bewohnbar gemacht werden kann. Der Sachverständige prüft nach folgenden Punkten:

  • Statik
  • Putz und Mauerwerk
  • Haustechnik
  • Dämmstoffe
  • Verkleidungen
  • Außenanlagen.

Das Gutachten ist für diverse Grundsatzentscheidungen erforderlich. Wenn die Statik des Hauses angegriffen ist und Einsturzgefahr besteht, dann sind Ihre Möglichkeiten stark eingeschränkt. In den meisten Fällen helfen dann nur noch der Abriss und der Neubau. Sind Fundament, Sockel und das tragende Mauerwerk aber noch in Ordnung, lässt sich ein Haus noch reparieren. Mauerwerk und Putz dürfen aber nicht zu stark mit kontaminiertem Hochwasser vollgesogen sein. Gleiches gilt für die Dämmstoffe. Hier sind es vor allem Schüttungen, die durch Hochwasser nicht mehr zu retten sind. Gepresste Faserwerkstoffe oder Hartschäume können ein Hochwasser hingegen überstehen. Doch das muss im Einzelfall geprüft werden.

Die Haustechnik lässt sich in den meisten Fällen ganz gut wieder instand setzen. Lediglich die Therme wird durch das Hochwasser meistens stark beschädigt. Bei der Elektrik genügt es, die Steckdosen und ggf. Schalter auszutauschen. Die in der Wand verlegten Leitungen sind meist wasserdicht. Bei Heizkörpern und der Verrohrung geschieht während des Hochwassers auch nichts. Selbst Fußbodenheizungen sind gut dagegen gefeit. Anders sieht es bei Elektroheizungen aus. Laufen diese voll Wasser, sind sie nur noch Elektroschrott. Gleiches gilt für die Weißware wie Tiefkühltruhe, Waschmaschine oder Wäschetrockner.

Lesen Sie auch:  Minimalistischer Stil für Ihr Wohnzimmer

Fußboden-, Wand- und Deckenverkleidungen aus Holz oder Laminat überleben ein Hochwasser in keinem Fall. Hier hilft nur Abriss und Neubau. Die Außenanlagen haben in der Regel besonders starke Verwüstungen erlitten. Bei Besitzern von Flächenwärmepumpen muss die Technik überprüft werden, bevor die Heizung wieder in Betrieb genommen wird. Tiefenwärmepumpen sind hingegen gut gegen Hochwasser resistent.

6. Neubau mit Verstand

Wer einmal von Hochwasser betroffen war, der sollte seine Lektion gelernt haben. Was einmal geschehen ist, wird mit Sicherheit ein weiteres Mal geschehen. Deshalb muss jetzt das Gebäude auf das nächste Hochwasser vorbereitet werden. Dazu zählen folgende Maßnahmen:

  • robuster und wasserfester Sockel
  • geeignete Auskleidungen
  • angepasste Elektroverlegung
  • aktive Hochwasser-Schutzmaßnahmen.

In den Bereichen, die von Hochwasser betroffen sein können, eignet sich kein saugendes Baumaterial. Holz- und Rahmenbauweise sind hier ebenso unvorteilhaft wie Gasbeton oder Hochlochziegel. Wenn sich die tragende Struktur mit schmutzigem Hochwasser vollsaugt, bleibt nach dem Abklingen der Fluten nur noch der Abriss. Darum: In den gefährdeten Bereichen nur Stahlbeton oder wenigstens Vollmauersteine wie KSV oder Klinker verwenden.

Keller und Erdgeschoss werden idealerweise deckenhoch gefliest. Auch der Fußboden wird mit Kacheln beklebt. So spart man sich beim nächsten Hochwasser das Abschlagen von Putz und Wandbelag.

TIPP: Der Handel bietet Fliesen mit Lotosblüteneffekt an. Diese lassen sich besonders leicht wieder reinigen.

Elektroleitungen werden zumindest im Kellerraum idealerweise nur entlang der Decke verlegt. Je höher die Steckdosen liegen, desto weniger sind sie durch Hochwasser gefährdet. Die Elektrogeräte können Sie mit passenden Verlängerungskabeln versorgen. Wenn sich das Hochwasser ankündigt, zieht man die Kabel heraus. So vermeiden Sie gefährliche Situationen, wenn der Keller kniehoch voll Wasser steht. Stürzen aber schon die Fluten in den Keller, ist es zu spät. Dann heißt es, in oberen Etagen Schutz suchen.

Lesen Sie auch:  Inspirationen für deine Gartengestaltung

Schließlich sollte man sich Gedanken darüber machen, wie das Haus aktiv gegen Hochwasser zu schützen ist.

Aktiver Hochwasserschutz

Die beste Lösung für einen aktiven Hochwasserschutz bilden Schotts und Barrieren. Dies sind einfache Steckprofile aus Kunststoff oder Aluminium. Sie lassen sich platzsparend verstauen. Im akuten Fall werden sie in vorbereitete Schienen eingesteckt und halten so das Wasser von den Hauseingängen fern. Für Kellerfenster empfiehlt sich eine Ummauerung. Der Handel bietet darüber hinaus auch für diese besonders kritischen Punkte maßgeschneiderte Lösungen an. Wenn es dann wieder losgeht, schließt man alle Fenster und lässt die Rolladen herunter. So bleibt das Haus so lange wie möglich vor Wolkenbrüchen und Sturzbächen geschützt.

⇓ Weiterscrollen zum nächsten Beitrag ⇓


Schaltfläche "Zurück zum Anfang"