Schüttgutlehre – Exaktes abziehen von Schüttgutflächen
Wozu wird eine Schüttgutlehre benötigt?
Wenn Linien exakt waagerecht verlaufen sollen, so gibt es verschiedene Methoden der Messung. Die Lasertechnik hat sich natürlich erst in den letzten Jahren entwickelt. Das Grundprinzip der Wasserwaage kannten allerdings schon die alten Ägypter. Wissenschaftler sind sich sicher, dass bereits beim Pyramidenbau anhand von wassergefüllten Gräben überprüft wurde, ob das Bauwerk exakt ausgerichtet ist.
Diese Technik findet sich heute in der wassergefüllten, gläsernen Libelle der Wasserwaage wieder. Allerdings hilft die Wasserwaage nur sehr eingeschränkt, wenn keine Linie, sondern eine ganze Fläche exakt horizontal ausgerichtet werden soll. Anwendungsbeispiele dafür gibt es auf nahezu jeder Baustelle, denn weder im Innen- noch im Außenbereich von Gebäuden sollen Grundflächen Unebenheiten aufweisen oder gar nach einer Seite hin abschüssig sein. Eine Schüttgutlehre ist quasi die logische Erweiterung der Wasserwaage und macht es möglich, Grundflächen bereits von Anfang an exakt auszurichten.
Daher auch der Name der Schüttgutlehre: Die unterste Schicht einer Fläche besteht fast immer aus Schüttgut, das später als Basis für einen weiteren Bodenbelag dient. Da sich dieser allerdings aufgrund der produkt- und materialspezifischen Eigenschaften selbst nicht in der Waage ausrichten lässt, fängt die ebenmäßige Ausrichtung der Fläche bereits im Schritt davor an. Aufgrund der körnigen Struktur lässt sich fast jedes Schüttgut so verteilen, dass es eine vollkommen waagerechte Ebene bildet. Die Abziehlehre ist dabei ein unverzichtbares Hilfsmittel.
Wie wird eine Abziehlehre für Schüttgut richtig verwendet?
Eine Abziehlehre ist für den Trockenbauer unverzichtbar, um bereits die unterste, aus körnigem Schüttgut bestehende Schicht einer Bodenfläche exakt waagerecht auszuloten. Sie kommt sowohl im Innen- als auch im Außenbereich zum Einsatz. Die Anwendung ist rasch erklärt: Zuerst wird die zu bearbeitende Fläche mit dem Schüttgut abgestreut und selbiges nach Augenmaß eingeebnet.
Dann werden die meist aus Aluminium bestehenden Grundschienen der Abziehlehre parallel zueinander an die Seiten der Bodenfläche gelegt. Damit beide exakt parallel zueinander liegen, werden die Schienen bei den meisten Systemen mit weiteren Aluminiumschienen im rechten Winkel zueinander verbunden. Über die in den Schienen integrierten Wasserwaagen wird nun gewährleistet, dass alles exakt waagerecht liegt.
Sobald dies gewährleistet ist, kommt die eigentliche Schüttgutlehre zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine weitere Schiene, die über das zuvor konstruierte Rechteck geschoben wird. Bei diesem Vorgang wird das innerhalb dieses Bereichs liegende Schüttgut exakt glattgestrichen. Da die Unterkante der Abziehlehre auf genau der gleichen Höhe ist wie die der außen liegenden Schienen, ist eine Nacharbeit normalerweise nicht notwendig.
Lediglich dann, wenn sich im Bereich der Schüttgutlehre zu viel Material (also zu viel Schüttgut) befindet, muss dieses nach dem Abziehen abgetragen werden. In diesem Bereich kann dann ein weiterer Abziehvorgang erforderlich sein. In der Regel wird dann freilich erst ein Teilbereich der Gesamtfläche bearbeitet sein. Die Abziehlehre mit allen Seitenschienen kann aber problemlos versetzt werden, um den nächsten Teilbereich zu bearbeiten. Dabei dürfen sich Teilflächen auch überlappen, ohne dass dies zu technischen Schwierigkeiten führen würde.
Praxistipp: Die Schüttgutlehre ist auch zum Verarbeiten und Abziehen von Estrichbeton geeignet
Auf was ist beim Kauf von einem Abziehsystem für Schüttgut zu achten?
Wer sich im Fachhandel oder auf den bekannten Handelsplattformen nach Abziehlehren beziehungsweise Schüttgutlehren umschaut, der bekommt verschiedene Systeme in unterschiedlichen Größen angeboten. Dazu gehören auch einfache Abzieher, die im Prinzip ähnlich wie ein Besen funktionieren: Mit diesen Werkzeugen lässt sich eine Fläche zwar begradigen, allerdings nur „Pi mal Daumen“.
Auch das nachträgliche Vermessen mittels Wasserwaage ist hierbei kaum hilfreich. Daher sollte beim Kauf unbedingt ein komplettes Abziehsystem für Schüttgut erworben werden, auch wenn dieses natürlich teurer ist als die benannte Alternative.
Zu den produktspezifischen Eigenschaften, auf die es vor der Kaufentscheidung ebenfalls ankommt, gehört auch das Material. Meistens handelt es sich dabei um pflegeleichtes, korrosionsbeständiges Aluminium. Dieses Leichtmetall macht auch das Handling mit den Schienen des Abziehsystems deutlich leichter und damit einfacher.
Wichtig ist auch, dass die Seitenschienen der Abziehlehre jeweils über mindestens eine wassergefüllte Libelle verfügen. Diese Libellen sind von entscheidender Bedeutung bei der exakt waagerechten Ausrichtung des Abziehsystems.
Schüttgutlehren-Systeme gibt es übrigens in ganz unterschiedlichen Größen zu kaufen. Die kleinsten Systeme überspannen lediglich einen Quadratmeter Fläche, die größten haben eine maximale Ausdehnung von mehreren Metern in beide Richtungen. Beides hat Vor- und Nachteile: Kleine Systeme sind günstig in der Anschaffung und sehr flexibel, wenn zum Beispiel verwinkelte Flächen vermessen und ausgerichtet werden sollen. Dafür müssen sie häufig versetzt werden, wenn die Gesamtfläche sehr groß ist. Große Abziehlehren-Systeme hingegen sind zwar teurer und insgesamt etwas sperriger in der Anwendung. Dafür kann man aber großflächige Bereiche in kürzester Zeit einebnen. Dies ermöglicht ein insgesamt schnelleres Arbeiten.
Wo findet eine Lehre für Schüttgut Anwendung?
Die Schüttgutlehre kommt sowohl bei Innenarbeiten als auch im Außenbereich bei vielen Trockenbau-Anwendungen zum Einsatz. Überall dort, wo trockene Schüttungen exakt in die Waage gebracht werden müssen, ist eine Lehre für Schüttgut das geeignete Mittel. Im Innenbereich sind dies vor allem Isolier- und Ausgleichsschüttungen, die als Basis für den später entstehenden Fußboden dienen.
Solche Schüttungen sind häufig vonnöten, um Fußböden in Altbauten auf dasselbe Niveau zu bringen, Erschütterungen abzufedern sowie für einen effizienten Schall- und Kälteschutz. Für die Abziehlehre spielt es keine Rolle, um welche Art der Schüttung es sich handelt. Allerdings sollte sie nur im Trockenbau Verwendung finden.
Im Außenbereich ist die Lehre für Schüttgut ein gutes Hilfsmittel bei Verlegearbeiten beziehungsweise bei Pflasterungen. Denn Gehwegplatten oder Terrassenpflaster haben immer eine gewisse Unterfütterung zum Zweck der ebenen Ausrichtung, aber auch für die Drainage von Regenwasser. Meistens wird für die Steine oder Platten daher ein Kiesbett geschaffen, das sich mittels Schüttgut-Lehre korrekt ausrichten lässt. Nach dieser Arbeit wird die eigentliche Verlegung fast zu einem Kinderspiel.
Was ist beim Abziehen von Splitt mit der Schüttgutlehre zu beachten?
Das Abziehen von Splitt mit der Schüttgutlehre ist generell keine schwierige Angelegenheit. Ein paar Dinge sind natürlich zu beachten, damit die Sache reibungslos funktioniert. So gilt es im ersten Schritt, die zu bearbeitende Fläche genau zu analysieren und den Bedarf an Splitt zu errechnen. Dabei sollte lieber etwas großzügiger als zu knapp gerechnet werden: Selbstverständlich kann überschüssiges Material problemlos beseitigt werden, doch für nach dem Abziehen entstehende Lücken sollte zusätzliches Material griffbereit sein. Denn andernfalls lässt sich die Arbeit nicht so zufriedenstellend abschließen, dass der eigentliche Bodenbelag in Angriff genommen werden kann.
Der Splitt wird so gleichmäßig wie möglich auf die zu bearbeitende Fläche aufgetragen. Zuvor aufgestellte Wände oder andere Formen der Begrenzung sorgen dafür, dass der Splitt auch dort verbleibt, wo er benötigt wird. Mit geeignetem Werkzeug wird er nach dem Auftragen nach Augenmaß so eben wie möglich verteilt. Erst dann werden die Seitenschienen der Schüttgutlehre installiert.
Hierbei muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Schienen exakt waagerecht liegen, da sich eine Schieflage andernfalls auf den gesamten Boden überträgt. Dann wird die Abziehlehre über die Fläche gezogen. Hierfür werden zwei Personen benötigt, um die Schüttgutlehre an beiden Seiten in gleicher Geschwindigkeit über die Fläche zu ziehen. Sofern es überschüssiges Material gibt, sammelt sich dieses nach dem Abziehen zwischen Abziehlehre und Begrenzungsschiene und kann dann einfach abgetragen werden. Entstandene Lücken im Splitt hingegen lassen sich mit bloßem Auge leicht erkennen, auffüllen und dann durch einen weiteren Abziehvorgang glätten.
Wie wird die Schüttung für Trockenestrich richtig mit der Lehre abgezogen?
Trockenestrich kommt vor allem in Altbauten zum Einsatz, wenn Wohnräume renoviert werden oder der Dachboden ausgebaut wird. Denn bei vielen Räumen sind Unebenheiten oder gar Stufen im Fußboden vorhanden, die es auszugleichen gilt. Auch kann es notwendig sein, zwecks Schall- oder Wärmeschutz eine Isolierung zu schaffen. Für all diese Fälle eignet sich eine Schüttung aus Trockenestrich.
Nach der Befestigung des Randdämmstreifens und der Verlegung eines Rieselschutzes wird der Trockenestrich aufgetragen. Analog zum Aufbringen von Splitt sollte auch hier eher großzügig gearbeitet werden. Am besten werden hierfür mehrere Dämme mit dem Trockenestrich aufgeschüttet, deren Höhe das spätere Niveau des Bodens deutlich überragt. Anschließend wird die Schüttgutlehre gleichmäßig über die Dämme gezogen. Dabei wird das Material bereits recht gleichmäßig über die Fläche verteilt.
Am einfachsten gelingt dies zu zweit, wenn die Lehre an ihren beiden Enden mit gleicher Geschwindigkeit über den Trockenestrich geschoben wird. Dabei muss zudem ein leichter Druck ausgeübt werden, was zu zweit am einfachsten möglich ist. Auch hier sammelt sich überschüssiges Material an der Schüttgutlehre und kann leicht abgetragen werden. Beim Auffüllen von vorhandenen Lücken in der Fläche wird ebenso verfahren wie beim Splitt.
Fazit: Ist eine Schüttgutlehre notwendig?
Eine Schüttgutlehre ist immer dann notwendig, wenn ein Untergrund in Trockenbauweise vollkommen eben ausgerichtet werden soll. Das Grundprinzip ist denkbar einfach, da es sich aus der Funktion einer Wasserwaage ableitet. Dies bedeutet auch, dass man zur Verwendung der Abziehlehre für Schüttgut keine Elektrizität benötigt oder andere technische Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
In diesen Aspekten ist die Schüttgutlehre auch anderen Methoden voraus. Selbstverständlich kann beispielsweise eine Laservermessung noch exakter vorgenommen werden, als es mit einem Abziehsystem samt Schüttgutlehre der Fall ist. Die körnige Struktur des aufgeschütteten Untergrundes macht eine noch genauere Ausrichtung des Bodens allerdings kaum möglich.
Die Arbeit mit der Schüttgutlehre erlaubt es, einen Fußboden mit wenig Aufwand zu annähernd 100% in die Waage zu bekommen. Dabei sind auch keine besonderen Fachkenntnisse oder großes handwerkliches Geschick vonnöten.
Wenn man auf die Verwendung einer Schüttgutlehre verzichtet, so kommt es natürlich auf die genutzte Alternative an. Ein Vorgehen nach Augenmaß oder unter dem Einsatz einer herkömmlichen Wasserwaage kann bedeuten, dass der Untergrund von Anfang an nicht vollkommen eben wird, also möglicherweise ein Gefälle in eine bestimmte Richtung aufweist. Je nach Nutzungskonzept des Raumes kann dies größere Probleme verursachen, etwa beim Betrieb von technischen Geräten.
Um derlei Schwierigkeiten von Beginn an auszuschließen, lohnt sich der Einsatz einer Schüttgutlehre in jedem Fall. Im Fachhandel kann man sie in unterschiedlichen Ausführungen und Formaten bekommen, daher sollte der eigene Bedarf unbedingt vorher bekannt sein. Eventuell hilft auch ein Beratungsgespräch weiter. An einigen Stellen kann man eine Abzieh-Lehre für Schüttgut sogar ausleihen, wenn sie nur selten oder nur für einen einzigen Fußboden benötigt wird.
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